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2. Bestands- und Mängelanalyse

2.1 Stadtgeschichte und städtebauliche Prämissen

Die Stadt Ludwigshafen wurde 1853 gegründet, einige der Stadtteile sind oftmals schon viel älter. Durch weitere Eingemeindungen ist die Stadt immer mehr gewachsen. Ludwigshafen ist eine Industriestadt, die vor allem durch die chemische Industrie geprägt wurde. Die Stadt stand und steht in kurzen Zeitabschnitten vor Herausforderungen, wie sie über lange Zeit gewachsene, historische Städte mit einem ausgeprägten Bürgertum nicht kennen.

Die westlich an das Planungsgebiet angrenzende Valentin-Bauer-Siedlung entstand nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, um große Zuwanderungs- und Flüchtlingsströme aufzunehmen.

Der heutige Hauptbahnhof entstand im Jahre 1969 und war eine der wichtigsten Baumaßnahmen der Nachkriegszeit. Die Verlegung des Hauptbahnhofs an seinen heutigen Standort führte zu zahlreichen Neuplanungen und zur Nutzung des freigewordenen Bahnhofsgeländes sowie zu einer Umstrukturierung der Innenstadt. In dieser Zeit entstanden das Rathauscenter und die Fußgängerzonen in der Innenstadt.

Der Hauptbahnhof entstand in einer Zeit, in der Ludwigshafen mit 176.000 Einwohnern den höchsten jemals erreichten Bevölkerungsstand hatte. Er wurde im Glauben eines weitergehenden Wachstums gebaut, das aber nicht eingetreten ist.
So erscheint er aus heutiger Sicht überdimensioniert. Der Ludwigshafener Hauptbahnhof ist ein Beispiel für die in den siebziger Jahren übliche Funktionsplanung. Der Verkehr und der Fortschrittsglaube standen im Vordergrund.

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2.2 Teilräume und ihre Qualitäten

Als ein Teilraum ergibt sich der Stadtteil West bzw. das Wohnquartier West mit der Valentin-Bauer-Siedlung. Hier befinden sich fast ausschließlich Wohnquartiere. Im Erdgeschoss sieht man teilweise Ladenlokale, zum Teil leer stehend. Einrichtungen zur Deckung des täglichen Bedarfs, wie z.B. kleinere Supermärkte, Bäckereien, Metzger etc., sind spärlich vorhanden. Die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr ist mit insgesamt fünf Bus- und Bahnhaltestellen gut zu bewerten.

Ein weiteres Teilgebiet ist das Schulgelände West, das sich im Süden des Wohnquartiers West befindet und mit einer eigenen Bushaltestelle gut an das Busnetz angeschlossen ist.

Das gesamte Bruchwiesenviertel mit Postareal, Technologiepark sowie der Fachhochschule und der Berufsschule wird als weiteres Teilgebiet betrachtet.

Die gesamten Gleisanlagen der Deutschen Bahn AG müssen etwas differenzierter betrachtet werden. Das Betriebsgelände der DB Regio wird gegenwärtig genutzt und wird deswegen von der Projektgruppe VLUXX als Zwangspunkt im gesamten Planungsprozess betrachtet. Die Rangiergleise des ehemaligen Güterbahnhofs liegen brach und stehen zur Disposition.

Der Busbetriebshof des Busverkehrsverbunds Rhein-Neckar (BRN) befindet sich in einer Keillage zwischen den Gleisen nach Norden. Er wurde erst vor kurzem eingerichtet und stellt eine sinnvolle Nutzung der eher unattraktiven Flächen dar. Deshalb wird der Busbetriebshof ebenso als nicht zu beplanender Zwangspunkt behandelt.

Zentraler Teilraum ist der Hauptbahnhof mit anschließendem Bahnhofsvorplatz. Der Hauptbahnhof umfasst mehrere, zum Teil ungenutzte Gleise, mit zugehörigen Bahnsteigen. Die Ausstattung des Empfangsgebäudes mit Fahrkartenschaltern und Ladenlokalen wird als mangelhaft bezeichnet. Die Orientierung innerhalb des Hauptbahnhofes fällt aufgrund einer unzureichenden Ausschilderung sehr schwer. Auf dem sehr großzügig dimensionierten Bahnhofsvorplatz befindet sich das Ramada-Hotel, ein Verwaltungsgebäude der Firma Arcor, der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB), die unterirdische Straßenbahnhaltestelle sowie ein Taxistand.

Im Osten schließt sich die Westendsiedlung an. Sie verfügt über sehr gute Infrastruktureinrichtungen und zahlreiche Versorgungsmöglichkeiten. Neben den Wohnungsbauten ist dort das Excelsior-Hotel, diverse Verwaltungseinrichtungen und einen Kfz-Handel in einem stillgelegten Parkhaus zu finden.

2.2.1 In Planung befindliche Maßnahmen

Im Untersuchungsgebiet sind einige Maßnahmen in der Planung bzw. schon in der Umsetzung (Abbildung 2.1).

Die „Technologiemeile“ ist ein Gewerbestandort mit attraktiver Umgebung für kreative und innovative Betriebe auf High-Tech-Niveau. Sie befindet sich neben der Fachhochschule Ludwigshafen und soll technologieorientierten Gewerbebetrieben, Dienstleistungsunternehmen und vor allem Existenzgründern einen Standort bieten.

Das Gewerbegebiet „Entwicklungsachse West“ westlich des Wohnquartiers West soll ein anspruchsvoller, klassischer Gewerbestandort für Dienstleistungen, Handwerk und Gewerbe werden.

Das „Media Carree“ an der Anschlussstelle „Bruchwiesenstraße“ der A 650 ist eine sofort verfügbare Gewerbefläche.

„AnschLUss 2000“ ist das zentrale Großprojekt der Stadt Ludwigshafen. Vom Berliner Platz bis zum Luitpold-Hafen erfährt das gesamte Stadtgebiet eine enorme Aufwertung. Neben dem neuen Walzmühl-Center entstand der Haltepunkt Ludwigshafen-Mitte im Zentrum der neuen S-Bahn Rhein-Neckar. Die Stärkung des ÖPNV, des Einzelhandels sowie eine Erhöhung des Freizeitwertes ist das angestrebte Ziel dieser sieben Jahre andauernden Maßnahmen.

Sowohl für das Wohnquartier West als auch für die Westendsiedlung wurden schon Konzeptionen zur städtebaulichen Aufwertung erarbeitet. Durch kleine aber gezielte Eingriffe sollen Konflikte behoben und insgesamt die Lebensqualität erhöht werden.

2.2.2 Eigentümerstruktur

Mehr als die Hälfte des gesamten Planungsgebiets befindet sich im Besitz der Deutschen Bahn AG. Somit spielt die Deutschen Bahn für das Projekt im Umfeld des Hauptbahnhof Ludwigshafen (Rhein) eine nicht zu unterschätzende zentrale Rolle.

Nicht nur für das Untersuchungsgebiet, sondern auch für ganz Ludwigshafen gilt, dass über 90 % der Wohnungen im Besitz von Wohnungsbaugesellschaften sind. Im Hinblick auf die Identifikation der Bürger mit ihrem Stadtteil (Umfeld) ist es erstrebenswert den Anteil an Wohneigentum zu erhöhen. Durch die längere Bindung der privaten Wohnungsbesitzer an ihren Standort, verspricht man sich von den Bewohnern ein höheres Verantwortungsgefühl gegenüber ihren Mitmenschen und deren Umfeld.

 

2.2.3 Gebäudetypologien

Im Wohnquartier West finden sich sowohl Wohn- als auch Gewerbenutzungen. Viele der Gebäude sind in den 30er und 50er Jahren gebaut worden, zumeist zweieinhalbgeschossige Häuser. Außerdem stehen hier Häuser aus den 70ern und 90ern mit vier Geschossen. Vorherrschende Bauweise ist eine geschlossene Randbebauung.

Die Westendsiedlung zeichnet sich vor allem durch die für das Stadtgebiet untypischen roten Klinkerbauten aus. Die meist fünfgeschossige, stark verdichtete Blockrandbebauung stammt aus den 30ern mit Ergänzungen aus den 50er Jahren. Es kann hier von einem klassischen Arbeiterwohngebiet gesprochen werden. Eine Abkehr von der Randbebauung wurde in den 70er Jahren im Norden vollzogen, wo bis zu zwölfgeschossige Wohnblocks und Studentenwohnheime entstanden.

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2.3 Spielräume städtischer Entwicklung / Entwicklungskonzept

Als Gebiet zur städtebaulichen Entwicklung ergibt sich für die Projektgruppe VLUXX zum einen der Bereich des Bahnhofvorplatzes , zum anderen der alte Güterbahnhof mit den Rangiergleisen (Abbildung 2.2).

Durch die beiden Hochstraßen wird das Gebiet des ehemaligen Güterbahnhofes in drei Teile unterteilt. Die Projektgruppe VLUXX hatte zuerst an die Tieferlegung der B 44 gedacht, um die bestehende Zerschneidung des Planungsgebietes rückgängig zu machen. Aus Kostengründen wurde von dieser Variante Abstand genommen. Somit wird die Zerschneidung des Planungsgebietes und die damit verbundenen städtebaulichen Einschränkungen als gegeben hingenommen.

Durch die Arrondierung der freiwerdenden Flächen im östlichen Anschluss an die Deutsche Straße ( ehemaliger Güterbahnhof) soll das Wohnquartier West abgeschlossen werden. Das Gebiet grenzt direkt an die bestehende Siedlung und kann somit integriert werden. Verkehrstechnisch wird das Neubaugebiet an die bestehende Erschließung angeschlossen.

Die Lage zwischen den beiden Hochstraßen B 44 und B 37 scheint der Projektgruppe VLUXX für jegliche Wohnbebauung ungeeignet. Deshalb wurde hier über den Bau eines Freizeitzentrums wie zum Beispiel ein Indoor-Erlebnisbad mit Fitness- und Wellnessbereich von überregionaler Bedeutung nachgedacht.

Das Bruchwiesenviertel südlich der B 37, bietet die Möglichkeit die „Technologiemeile“ nach Norden fortzuführen. Die Anbindung des Gebietes kann über die Erweiterung der schon vorhandenen Ernst-Boehe-Straße erfolgen.

Der Bahnhofsvorplatz kann seiner ursprünglichen Funktion als „Tor zur Stadt“ nicht nachkommen. Heute wird dem Platz durch seine mangelnde Urbanität keine Akzeptanz von der Bevölkerung entgegengebracht. Zur Aufwertung des gesamten Areals soll durch neue Nutzungen für eine intensivere Belebung gesorgt werden.

Dem Wunsch der Stadt Ludwigshafen nach einem eigenen Kongresszentrum könnte auf dem Vorplatzgelände nachgekommen werden. Das ausreichende Flächenangebot in zentraler Lage bietet einen idealen Standort. sich der Bau eines neuen von der Stadt Ludwigshafen gewünschten Kongresszentrums an.

Die im gesamten Untersuchungsgebiet vorhanden Grünzüge sollen in die Planung eingebunden werden.

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2.4 Motorisierter Individualverkehr (MIV)

Das Auto hat bei den Verkehrsmitteln derzeit die größte Bedeutung. Ein möglichst störungsfreier Kfz-Verkehr und ein leistungsfähiges Straßennetz sind Voraussetzungen für die Befriedigung vieler Mobilitätsbedürfnisse und für die Entwicklung eines Wirtschaftsraumes. Gleichzeitig ist der Autoverkehr aber die Verkehrsart, die die Wohn- und Aufenthaltsqualität am stärksten beeinträchtigt und die höchsten Umweltbelastungen in Form von Lärm und Abgasen verursacht. Aus diesem Grund soll versucht werden, eine Reduzierung des Kfz-Verkehres zu erreichen.

2.4.1 Äußere Erschließung

In Bezug auf den motorisierten Individualverkehr ist das Untersuchungsgebiet um den Hauptbahnhof Ludwigshafen, im Westen und Nord-Westen durch die B 37 und im Südosten durch die B 44 sowohl regional, wie auch überregional, großzügig erschlossen. Die Bundesstraßen sind mehrstreifigen ausgebaut. Nach der Zusammenführung der beiden Bundesstraßen im Westen erfolgt der Anschluss an die A 650, Anschlussstelle „Bruchwiesenstraße“.

In der folgenden Abbildung 2.3 sind die Entfernungen sowie mittleren Reisezeiten zu wichtigen Zielen der Region zusammengestellt.

2.4.2 Kategorisierung und Belastung des Straßennetzes

Das Untersuchungsgebiet ist sehr stark durch die Anlagen des motorisierten Individualverkehrs geprägt. Zahlreiche großzügig dimensionierte Straßen durchschneiden das Gebiet. Während des Vor-Ort-Termins machte es den Anschein, als ob die Straßen im Planungsgebiet um den Bahnhofsvorplatz nur sehr gering befahren sind. Die Funktionen sowie die Auslastungen der Straßen im gesamten Planungsgebiet sind in Anlage 2-01 zusammengestellt.
Es können folgende Schlüsse gezogen werden:

Die Straßen im westlichen Planungsgebiet sind stark befahren.
Die Straßen um den Bahnhofsvorplatz sind schwach befahren und nicht ausgelastet. Sie sind für den heutigen Zustand überdimensioniert, bieten aber genug Kapazitätsreserven für eine städtebauliche Entwicklung mit publikumsintensiven und hochfrequentierten Nutzungen.

Aus dem Jahr 2003 existieren exakte Verkehrszahlen für das gesamte Untersuchungsgebiet. Da es sich somit um sehr aktuelle Zahlen handelt, bilden sie auch die Basis für sämtliche verkehrstechnischen Untersuchungen ab dem Jahr 2004.

2.4.3 Knotenpunkt am Schlachthof (Bestand)

Der Knotenpunkt am Schlachthof liegt am östlichen Ende der Frankenthaler Straße zwischen der Wohnsiedlung West und dem Ebertpark. Es handelt sich um einen planfreien Knotenpunkt der durch eine Lichtsignalanlage (LSA) geregelt wird. Die Steuerung der LSA erfolgt über Induktionsschleifen, die in der Fahrbahndecke eingelassen sind.

Durch die beiden Einbahnstraßen, Valentin-Bauer-Straße und Deutsche Straße, kann der Knotenpunkt heute auch schon als 4-armiger Knotenpunkt bezeichnet werden. Außerdem verbindet der er die Rohrlachstraße aus dem Norden, die Lorientallee aus dem Osten und die Frankenthaler Straße aus dem Westen (Anlage 2-02).

Die großzügige Dimensionierung der zahlreichen Fahrstreifen bewirken eine schlechte städtebauliche Verträglichkeit des gesamten Knotenpunktbereiches.

Die Gleise der VBL-Linie 4 (Verkehrsbetriebe Ludwigshafen) sowie die der RHB (Rhein-Hardt-Bahn) verlaufen auf einem besonderen Bahnkörper, welcher in der Mitte der Frankenthaler Straße liegt. Um in die Seitenlage nördlich der Lorientallee zu gelangen ist die Querung der dieser notwendig. Dies geschieht momentan nicht im Knotenpunktbereich sondern mittels einer etwa 60 Meter vorverlegten separaten LSA. Dem Buslinienverkehr steht bei der Ausfahrt aus dem Wohnquartier West eine eigene Busspur zur Verfügung.

Einen Überblick über Lage und Charakteristik des Knotenpunkts am Schlachthof gibt ein Ausschnitt aus der Stadtkarte in Anlage 2-02.

2.4.4 Innere Erschließung

Im Westen des Untersuchungsgebietes erfolgt die innere Erschließung vorwiegend über Einbahnstraßen mit Tempo-30-Zone. Das Wohngebiet weist aber trotzdem einen hohen Anteil an Durchgangsverkehr auf.

Der Bahnhofsvorplatz wird über zwei Zufahrten erschlossen. Die nördliche LSA-gesteuerte Zufahrt dient zur Anbindung der hier befindlichen Park & Ride-Plätze, dem Empfangsgebäude des Hauptbahnhofes, des Busbetriebshofes des BRN sowie des Verwaltungsgebäudes der Firma Arcor. Die südliche Einfahrt ist die nicht signalisierte Zufahrt zum Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB), wird aber aufgrund der wenigen Busfahrten auch als Wartepunkt von Pkw genutzt. Außerdem befindet sich hier der Anlieferungsbereich der Gewerbebungalows auf dem Bahnhofsvorplatz.

Die Tiefgarage des Ramada-Hotels ist durch die Lorientallee an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen. Der mehrstreifiger Ausbau mit baulicher Mitteltrennung täuscht über die, in diesem Bereich erschließungstechnische Bedeutung, hinweg.

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2.5 Schinenverkehr

Im weiteren Verlauf werden die verschiedenen Anlagen des Schienenverkehrs beschrieben, die Mängel analysiert und erste Lösungsansätze angedacht.

2.5.1 Die Gleisanlagen der Deutschen Bahn AG

Der Hauptbahnhof Ludwigshafen (Rhein) umfasst derzeit 16 durchgehende Gleise. Elf dieser Gleise sind für Reisende über den jeweiligen Bahnsteig zugänglich. Die restlichen fünf Gleise dienen dem Durchgangsverkehr.

Zur Abwicklung der Verkehre an einem Gleisdreieck sind mindestens sechs Gleise mit jeweiligem Bahnsteig notwendig, um auf jeder Achse in beiden Richtungen einen Halt zu ermöglichen. Zum damaligen Planungszeitpunkt war man von einer zunehmenden Bedeutung Ludwigshafens im Netz der DB AG ausgegangen. Darüber hinaus spielt der Schienengüterverkehr eine wichtige Rolle in der Gleisbelegung. Dies waren wohl die Gründe dafür, das Gleisdreieck Ludwigshafen mit deutlich mehr als den mindestens sechs erforderlichen Gleisen auszustatten.

Die Gleise 1 und 2 (+2 Durchfahrtsgleise) verlaufen in Nord-Ost-Richtung zwischen Worms und Mannheim. Gleis 3, 4, 5 und 13 (+1 Durchfahrtsgleis) verlaufen in Ost-Süd-Richtung zwischen Mannheim und Schifferstadt, die Gleise 6, 7, 8, 9 und 10 (+3 Durchfahrtsgleise) verlaufen in Nord-Süd-Richtung zwischen Worms, BASF und Schifferstadt.

2.5.2 Der Hauptbahnhof Ludwigshafen (Rhein) im Netz der Deutschen Bahn AG

2.5.2.1 Personenverkehr

Bei den Gleisanlagen des Hauptbahnhofs handelt es sich um ein Gleisdreieck an dem sich drei Achsen treffen. Achse 1 verläuft über Frankenthal und Worms weiter nach Norden Richtung Mainz. Die Achse 2 verläuft direkt über den neuen S-Bahnhof Ludwigshafen-Mitte in östliche Richtung nach Mannheim. Die 3. Achse führt über Schifferstadt nach Süden und teilt sich in die Strecken nach Karlsruhe und Saarbrücken auf.

Die Entscheidung den Mannheimer Hauptbahnhof zu einem zentralen Umsteigeknoten im Personenfernverkehr zu machen, hat erhebliche Auswirkungen auf die Netzfunktion des Hauptbahnhofs Ludwigshafen (Rhein). Während am Mannheimer Hauptbahnhof sieben
ICE-Linien halten und sich verzweigen, wird der Hauptbahnhof Ludwigshafen lediglich von zwei Linien ohne Halt durchfahren (Anlage 2-03).

Ein ähnliches Bild stellt sich im Zusammenhang mit den EC-/IC-Linien dar. Der Hauptbahnhof Mannheim hat Anschluss an fünf EC-/IC-Linien, den Hauptbahnhof Ludwigshafen passieren drei Linien wiederum ohne planmäßigen Halt (Anlage 2-04).

Zusammenfassend stellt sich nunmehr heraus, dass der Hauptbahnhof Ludwigshafen als Haltestelle im Personenfernverkehr keine Rolle mehr spielt. Sämtlicher Fernverkehr wird über den Hauptbahnhof Mannheim abgewickelt.

Trotz oder gerade wegen des Verlustes der direkten Anschlussmöglichkeiten an den Fernverkehr hat der Hauptbahnhof Ludwigshafen eine zentrale Bedeutung im regionalen Schienenpersonennahverkehr (SPNV). Als funktionales Oberzentrum für das Land Rheinland-Pfalz verfügt der Hauptbahnhof Ludwigshafen über diverse Linienverbindungen zu den Städten in der südlichen und westlichen Pfalz. Tägliche Direktverbindungen bestehen zu den benachbarten Oberzentren wie Mainz, Kaiserslautern, Karlsruhe und natürlich auch Mannheim.

2.5.2.2 Schienengüterverkehr

Neben den Gleisen des Personenverkehrs kreuzen sich auch die Trassen für den europäischen Schienengüterverkehr in Ludwigshafen. Darüber hinaus hat der Hauptbahnhof Ludwigshafen mit seinen zahlreichen Gleisanlagen die Funktion der Vorsortierung der Züge bei der Anfahrt auf Mannheim. Mannheim ist einer der größten Rangierbahnhöfe Deutschlands, mit eigenem angeschlossenem Betriebswerk der Railion AG Deutschland (ehemals DB Cargo).

Die in der Region Rhein-Neckar ansässige Industrie erzeugt ein immenses Güterverkehrsaufkommen. Vor allem die BASF AG in Ludwigshafen (teils mit eigener Werksbahn) ist weiterhin auf eine gute Erreichbarkeit auf der Schiene angewiesen.

2.5.2.3 Kombinierter Ladungsverkehr der BASF

Um der Forderung „mehr Güter auf die Schiene“ folge zu leisten, wurde auf dem Gelände der BASF im Oktober 2000 das erste, durch öffentliche Mittel finanzierte, privatwirtschaftliche Kombinierte Ladungsverkehrsterminal (KLT) in Betrieb genommen. Bereits heute entlastet dieses Terminal die Städte Ludwigshafen und Mannheim von 40.000 LKW-Fahrten im Jahr. In der ersten Ausbaustufe mit zwei Portalkränen und einer jährlichen Umschlagmenge von ca. 150.000 Containern ist das KLT zu 40% durch die BASF ausgelastet. Die restlichen 60% stehen allen Spediteuren und Verladern der Region offen. Sollte sich die Kapazität im Laufe der Jahre als nicht ausreichend erweisen kann das KLT in einer zweiten Ausbaustufe die maximale Umschlagmenge fast verdoppeln.

Somit sind neben den zahlreichen Durchfahrten des Personenfernverkehrs ebenso die Durchfahrten des Güterverkehrs bei eventuellen Umstrukturierungen der Gleisanlagen zu beachten.

2.5.3 Die S-Bahn Rhein-Neckar

Nach der Unterzeichnung der Verträge (Ende 2001) zur Bedienung des SPNV in der Region Rhein-Neckar und darüber hinaus bis nach Kaiserslautern und Karlsruhe, wurde das neue Betriebswerk des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN) auf dem Gelände der DB Regio am Hauptbahnhof Ludwigshafen errichtet (Mitte 2002). Der Hauptsitz des Unternehmens ist in Mannheim.

In erster Linie soll der VRN die drei Oberzentren im Rhein-Neckar-Dreieck (Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen) mit vier S-Bahn-Linien im Viertel-Stunden-Takt näher zusammenrücken. Darüber hinaus ermöglicht der VRN folgende Verbindungen:

Durch die S-Bahnen werden Karlsruhe und Osterburken alle 60 Minuten, Bruchsal, Mosbach, Kaiserslautern und Speyer alle 30 Minuten und Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen alle 15 Minuten bedient.

Im Rahmen des Grundsatzkonzepts Rhein-Neckar Takt 2010 sollen noch Netzergänzungen in Richtung Worms, Biblis, Bensheim, Germersheim und Karlsruhe vorgenommen werden.

2.5.4 Konkurrenz zum neuen Haltepunkt Ludwigshafen-Mitte

Im Rahmen des Großbauprojekts „AnschLUss 2000“ wurde neben der Umgestaltung des südlichen Stadtteils auch der neue Haltepunkt „Ludwigshafen-Mitte“ errichtet. Dieser liegt direkt in der Innenstadt und hat damit einen eindeutigen Lagevorteil gegenüber dem Ludwigshafener Hauptbahnhof. Sämtliche S-Bahnlinien des VRN halten an den Bahnsteigen.

Somit verliert der Hauptbahnhof seine Funktion als zentraler Umsteigeknoten im S-Bahnverkehr. Neben den neuen S-Bahnlinien halten auch alle anderen regionalen Verbindungen die von Westen her nach Mannheim führen. Aus diesem Grund findet am Hauptbahnhof nur noch ein Umsteigen von und zu den Fahrten in Nord-Süd-Richtung statt.

Momentan sind das noch die Regionalbahnen auf der Achse Germersheim – Worms, die werktags 20 mal verkehren. Dazu kommen noch die Regionalexpresse zwischen Karlsruhe und Mainz, welche den Hauptbahnhof Ludwigshafen werktags acht mal täglich bedienen. Wie sich die Umsteigebeziehungen nach den Netzergänzungen des VRN im Rahmen des Grundsatzkonzepts Rhein-Neckar Takt 2010 genau verändern bleib noch abzuwarten.

Es ist aber davon auszugehen, das die neuen Linien vor allem in das nördliche Umland von Ludwigshafen auf kurz oder lang die Regionalbahnen ablösen werden.
Da aber sämtliche S-Bahnlinien den neuen Haltepunkt „Ludwigshafen-Mitte“ anfahren, wird sich mit Sicherheit eine weitere Verlagerung der Umsteigebeziehungen vom Hauptbahnhof zum Haltepunkt „Ludwigshafen-Mitte“ ergeben.

Die Situation im Buslinienverkehr stellt sich ähnlich dem schienengebunden Verkehr dar. Die regionalen Buslinien bedienen neben dem Hauptbahnhof auch den Berliner Platz. Da mit dem neuen Haltepunkt „Ludwigshafen-Mitte“ auch am Berliner-Platz die Verknüpfung zwischen regionalem Busverkehr und Schienenverkehr hergestellt werden kann, entfällt mittelfristig die Notwendigkeit der Verlängerung der Buslinien bis zum ZOB am Hauptbahnhof. Insofern ist die Perspektive für einen ZOB an dortiger Stelle sehr fragwürdig.

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2.6 Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)

Der ÖPNV stellt ein wesentliches Element zur Entlastung der Umwelt und des Straßennetzes vor allem in den Spitzenzeiten des Berufs- und Ausbildungsverkehr dar. Darüber hinaus ist der ÖPNV eine Voraussetzung für die Verkehrsteilnahme einerseits von mobilitätseingeschränkten Personen wie zum Beispiel Behinderten oder älteren Personen und andererseits von Personen ohne Führerschein wie Kindern und Jugendlichen.

2.6.1 Erschließung des Planungsgebietes

Das Planungsgebiet um den Hauptbahnhof ist generell mit großzügigen Verkehrsanlagen ausgestattet. Aufgrund der ausgebliebenen Fahrgastzahlen wurde teilweise das Netz nicht weiter verdichtet bzw. sogar teilweise Andienungen reduziert oder ganz aufgehoben. Der Bedeutsamkeit als Umsteigeknoten ist der Hauptbahnhof nach den Haltestellen Rathaus-Center und Berliner Platz an frühestens dritter Stelle zu nennen.

Die Erschließung des westlichen Bereiches findet ausschließlich durch Buslinien statt, die ihren Ausgangspunkt am ZOB haben.

Der südliche, östliche und nördliche Teil der Stadt wird sowohl durch Buslinien, als auch durch das Straßenbahnnetz der VBL erschlossen.

2.6.2 Die Straßenbahnen der Verkehrsbetriebe Ludwigshafen (VBL)

2.6.2.1 Situation am Bahnhofsvorplatz

Die klare und deutliche städtebauliche Trennung der beiden Quartiere Westend und Bahnhofsvorplatz wird einerseits durch die unterschiedlichen Nutzungen andererseits durch die Lage und Dimensionierung der Lorientallee deutlich. Der versuchte Brückenschlag zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt durch den üppig gestalteten Durchgang unter der Lorientallee hindurch wird nicht als „das“ Tor zu Stadt erkannt und genutzt. Dies wird sowohl durch die teils leerstehenden, teils sehr vernachlässigten Ladenflächen direkt unter der Lorientallee deutlich.

Auf dem Bahnhofsvorplatz wurden selbst die unterschiedlichen Verkehrsträger räumlich voneinander getrennt. Zwischen den Haltestellen der Busse, Straßenbahnen und der DB bestehen erhebliche Distanzen. Entfernungen zwischen 100 und maximal 200 m werden von den Fahrgästen noch toleriert.

Am Hauptbahnhof Ludwigshafen betragen die Entfernungen jedoch zwischen 225 m und 350 m zu den Gleisen. Beim Hauptbahnhof Ludwigshafen handelt es sich um ein Gleisdreieck. Aufgrund der Mindestradien der Eisenbahn ist es schwer möglich einen „Hauptbahnhof der kurzen Wege“ zu realisieren. Aus diesem Grund möchte die Projektgruppe VLUXX die Haltestellen des ÖPNV so nah wie möglich an das Zentrum des Gleisdreiecks anbinden.

Durch eine erhebliche Überdimensionierung mit gleichzeitig fehlender Frequentierung, leidet der gesamte Bahnhofsvorplatz unter einer fehlenden Urbanität in jeglicher Hinsicht. Selbst auf die Straßenbahn wartende Reisende werden in den Untergrund gedrängt. Das Fehlen jeglicher sozialer Kontrolle durch die geringe Frequentierung beeinträchtigt das Sicherheitsempfinden vor allem in den Abendstunden.

2.6.2.2 Erschließung des gesamten Untersuchungsgebietes

Die verschiedenen Stadtteile Ludwighafens sind im Bezug auf den ÖPNV unterschiedlich gut angebunden.Das gesamte Untersuchungsgebiet ist durch zwei Straßenbahnhaltestellen der Linien 4, 10, 12 und der Rhein-Hardt-Bahn (RHB) erschlossen.

Die Haltestelle „Ludwigshafen Hauptbahnhof“ liegt unter dem Bahnhofsvorplatz und besteht aus jeweils zwei Richtungsgleisen mit vier Bahnsteigen. Jeder Bahnsteig ist ausschließlich über Treppen oder durch aufwärtsfahrende Rolltreppen erreichbar. Es ist kein Aufzug vorhanden. Die Haltestelle wird von den Straßenbahnlinien 4, 10/11 und 12 sowie der RHB bedient.

Ein besonderes Augenmerk fällt hierbei auf die Linie 12, welche inzwischen nur noch werktags zu den Hauptverkehrszeiten verkehrt. An der Haltestelle Rohrlachstraße halten die Linie 4 und die RHB. Abfahrtstakte können der obigen Abbildung 2.4 Fahrtenhäufigkeiten der Straßenbahnen entnommen werden. Die Linie 10 biegt vor der Rohrlachstraße nach Norden in Richtung Friesenheim ab. Die Linie 12 zweigt unter der B 44 in Richtung Rathaus-Center ab.

2.6.3 Die Buslinien des Busverkehrs Rhein-Neckar (BRN)

Neben der Straßenbahnhaltestelle unter dem Bahnhofsvorplatz steht den Reisenden eine Bushaltestelle der Linie 168 ca. 60 m vor dem Empfangsgebäude zur Verfügung.

Da auf der süd-westlichen Achse, Richtung Maudach, noch keine Straßenbahnlinie verkehrt wird der gesamte ÖPNV auf dieser Achse über das Busnetz abgewickelt. Vier Buslinien erschließen das gesamte westliche Untersuchungsgebiet. Generell kann das Angebot für die aktuelle Situation als ausreichend bezeichnet werden.

Der ZOB ist Endpunkt der aus den Umlandgemeinden nach Ludwigshafen führenden Buslinien (Abbildung 2.7). Er liegt direkt östlich des Empfangsgebäudes und verfügt über acht Bussteige, von denen nur noch vier in Betrieb sind. Die restlichen vier werden laut Ankündigung an den Informationstafeln nicht mehr angefahren. Der ZOB ist durch eine eigene Zufahrt nur für Busse am südlichen Ende der Lorientallee zu erreichen. Diese Einmündung wird trotz der maximal fünf zu querenden Fahrstreifen für ein- und ausfahrende Busse nicht durch eine LSA geregelt.

Dies lässt darauf schließen, dass sowohl der ZOB nur sehr gering frequentiert, als auch der Verkehr auf der 4-streifigen Lorientallee nicht sehr hoch sein kann.

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2.7 Radverkehr

Das Fahrradfahren hat zahlreiche Vorteile. Es ermöglicht Mobilität unabhängig von Alter und Einkommen, ist gesundheitsfördernd, kostengünstig, umweltfreundlich, leise und beansprucht wenig Fläche. Das Fahrrad findet sowohl im Alltagsverkehr für den Weg zur Arbeit oder Ausbildung als auch im Freizeitbereich daher eine rege Anwendung.

Das westliche Planungsgebiet ist mit dem Fahrrad aus den angrenzenden Stadtteilen gut zu erreichen. Die Gleise im Osten stellen eine nicht zu überwindende Barriere dar und erfordern Umwege über den Norden oder Süden. Ausgehend vom Ludwigshafener Hauptbahnhof ist das Radverkehrsnetz in viele Stadtteile großzügig ausgebaut und beschildert. Die Erschließung erfolgt hauptsächlich durch Unterführungen. Einzig die direkte Ost-West-Anbindung ist nicht eindeutig beschildert. Radfahrer müssen entweder im Bereich der vier- bis sechsstreifig ausgebauten Lorientallee die Fahrbahn im Mischverkehr benutzen, oder sich den Gehweg mit Fußgängern im Zweirichtungsverkehr teilen. Ein plangleicher Überweg vom Bahnhofsvorplatz nach Osten befindet sich an der südlichen Zufahrt (ZOB) und ist nicht signaltechnisch geregelt. Die Mitteltrennung der Lorientallee bietet eine ausreichende Aufstellfläche für Radfahrer und Fußgänger, die den Verkehrsteilnehmern das Überqueren des hier sehr breiten Querschnitts erleichtern.

Die Radfahrer werden im Westen trotz Tempo-30-Zone auf einem gesonderten Radweg im Zweirichtungsverkehr geführt. Im Bereich der reinen Erschließungsstraßen benutzen sie die Fahrbahn gemeinsam mit dem MIV.

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2.8 Füßgänger

Das Zu-Fuß-Gehen ist neben dem Fahrradfahren die umweltfreundlichste und stadtverträglichste Fortbewegungsart, die es daher weiter zu fördern gilt. Zu Fuß geht (fast) jeder am Verkehr teilnehmender, sei es als eigenständiger Weg, als Zugang zur Haltestelle oder als Weg zum Parkplatz. Da aber Fußgängerinnen und Fußgänger als schwächste Verkehrsteilnehmer gelten, muss dies bei der Planung besondere Berücksichtigung finden. Ziel soll es sein, Fußgängerinnen und Fußgänger zu starken und gleichberechtigten Verkehrsteilnehmern zu machen.

Im Westen des Untersuchungsraumes werden die Fußgänger überwiegend auf beidseitigen straßenbegleitenden Gehwegen geführt.

Im Bereich der Lorientallee, westlich der Passadenaallee, erfolgt die fußläufige Verbindung über einen steigungsintensiven Gehweg. Fußgänger müssen sich mit den Radfahrern einen gemeinsamen Weg teil. Die direkteste Verbindung vom Hauptbahnhof Richtung Westen ist für Fußgänger der Weg über die Brücke der B 37. Der Auf- und Abgang erfolgt über zwei Wendeltreppen mit bis zu 90 Stufen. Diese Verbindung ist ca. 600 m lang und für bewegungseingeschränkte Personen nicht zugänglich. Wegen der Unübersichtlichkeit und dem Fehlen jeglicher Fluchtmöglichkeiten wird auf die Benutzung dieser fußläufigen Verbindung vor allem nach Einbruch der Dunkelheit verzichtet.

Der Bahnhofsvorplatz ist ebenso wie für Radfahren auch für Fußgänger, abgesehen vom südlichen Bereich, hauptsächlich durch Unterführungen erreichbar. Diese Unterführungen sind zum Teil sehr weitläufig, haben uneinsichtige Wannen und sind unbeleuchtet. Der Bahnhofsvorplatz selber ist ein großzügiger Mischbereich für Fußgänger und Radfahrer mit den treppenläufigen Zugängen zur unterirdischen Straßenbahnhaltestelle.

Die einzelnen Wegbeziehungen aller Verkehrsteilnehmer befinden sich in Anlage 2-05.

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2.9 Weitere Mängel und Konflikte
2.9 im gesamten Untersuchungsgebiet

Im Untersuchungsraum ergeben sich verschiedene Nutzungskonflikte.

Die beiden Hochstraßen, die nicht nur das Untersuchungsgebiet zerschneiden, stellen eine erhebliche Lärmbelästigung dar. Außerdem nehmen die Auffahrten der Hochstraßen viel Fläche in Anspruch und beeinträchtigen das Stadtbild immens.

Die Straßenbahnhaltestellen in den Wohngebieten führen zwar einerseits zu einer guten Nahverkehrsanbindung, haben aber andererseits eine Lärmbelästigung der Anwohner zur Folge.

In der Westendsiedlung führt die gemischte Nutzung aus Gewerbe und Wohnen auf engem Raum zu zahlreichen Problemen. Eine Diskothek (Ecke Bahnhofsstraße - Westendstraße) führt zu Problemen mit den Anwohnern, weniger durch Musiklärm, als durch die an- und ab fahrenden Pkw in der Nacht. Der Stellplatzbedarf muss in der angrenzenden Wohnsiedlung gedeckt werden. Ein ehemaliges Parkhaus wird gegenwärtig durch einen zu einem Kfz-Handel genutzt.

Die sich aus der Bestandsanalyse ergebenden Mängel und Konflikte lassen sich größtenteils auf bestimmte Gebiete beschränken. Jedoch gibt es im Untersuchungsgebiet auch gebietsübergreifende Probleme (Anlage 2-06).

2.9.1 Gebietsspezifische Mängel und Konflikte

2.9.1.1 Wohnquartier West

Die Freia-Straße / Deutsche Straße und Valentin-Bauer-Straße sind zu Einbahnstraßen mit kleinem Fahrbahnquerschnitt und längsseitiger Parkierung zurückgebaut worden. Trotz der durchgeführten Maßnahmen ist der Fahrwiderstand in diesen Straßen für den MIV nicht groß genug, so dass hier immer noch ein überwiegender Anteil an Durchgangsverkehr zu finden ist (Anlage 2-07).

2.9.1.2 Ost-West-Verbindung über die Lorientallee

Im östlichen Bereich der Lorientallee ist die Querschnittsaufteilung sehr MIV-lastig ausgeführt. Durch das Fehlen eines eigenen Radweges nutzen die Radfahrer häufig die Fahrbahn zusammen mit den Pkw, welches die Autofahrer aufgrund der Mehrstreifigkeit nicht erwarten. Auf dem Gehweg ist der zur Verfügung stehende Platz eng bemessen, da sich auf einer Breite von maximal 3 m Fußgänger und Radfahrer im Zweirichtungsverkehr begegnen. Die Unterführung Richtung Norden ist für den Radverkehr nicht freigegeben, wird dennoch in beiden Richtung genutzt.

Im gesamten Gehwegbereich der Lorientallee, zwischen Deutsche Straße und Passadena-allee sind erhebliche Steigungen zurückzulegen. Gerade Ältere und in ihrer Bewegung eingeschränkte Personen (z.B. Eltern mit Kinderwagen) sind davon betroffen.

2.9.1.3 Lorientallee südlich der Passadenaallee

Die Lorientallee südlich der Passadenaallee ist ebenfalls vier- bis sechsstreifig ausgebaut. Gegenüber den Einbahnstraßen im Westen ist das Verkehrsaufkommen im Verhältnis geringer (Anlage 2-08).

Weder Radfahrer noch Fußgänger haben eine straßenbegleitende Führung. Radfahrer benutzen mangels Radweg den mehrstreifigen Querschnitt. Fußgänger queren die Straße ohne dafür vorgesehene Querungsmöglichkeiten und benutzen die begrünte Mittelabtrennung als Querungshilfe. Teilweise verhindern Hindernisse, wie z.B. Werbetafeln die Nutzbarkeit des Gehweges für bewegungseingeschränkte Personen (Abbildung 2.8).

Im Bereich des Bahnhofsvorplatzes stehen dem MIV Parkmöglichkeiten zur Verfügung, die selten ausgelastet sind. Der spärlich frequentierte Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) wird im Haltestellenbereich von Kindern und Jugendlichen intensiv, z.B. zum Skaten und Rollerbladen, genutzt.

Den Radfahrern fehlt die westliche Führung. Die Übergänge zu den übrigen Stadtteilen sind zwar vielfältig, es fehlen aber plangleiche Querungsmöglichkeiten.

Fußgänger müssen ebenso, wie Radfahrer die Unterführungen benutzen, um in die angrenzenden Stadtteile zu gelangen. Die Unterführungen sind gekennzeichnet durch Weitläufigkeit, Uneinsichtigkeit durch Wannenlage und mangelhafte Beleuchtung.

Die Ansichtsskizze und das Foto aus Anlage 2-09 zeigen den Bahnhofsvorplatz in seinem heutigen Erscheinungsbild.

[ Ansichtsskizze: Bahnhofsvorplatz ]

[ Foto: Bahnhofsvorplatz ]

2.9.1.4 Ostausgang Hauptbahnhof

Die Situation am Ostausgang des Hauptbahnhofes ist bezüglich des vorhandenen Parkraumangebotes ebenso unausgelastet, wie vor dem Hauptbahnhof. Das Gelände wirkt ungepflegt und es gibt außer im direkten Eingangsbereich der Unterführungen keine eigene Fußgängerführung.

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2.10 Siedlungswasserwirtschaftliche Grundlagenermittlung und
2.10 Einzugsgebietsanalyse (Bestand)

2.10.1 Versiegelungsgrad und mittlerer Abflussbeiwert (Bestand)

Das Planungsgebiet (Gesamtfläche ca. 40 ha) wurde zur näheren Betrachtung in sechs Teilgebiete aufgeteilt:

1. Areal Bahnhofsvorplatz und Zentralem Omnibusbahnhof (ZOB) (6,4 ha)
2. Areal Betriebshof der Bus Rhein-Neckar (BRN) (5,4 ha)
3. Areal stillgelegter Güterbahnhof (2,5 ha)
4. Areal Gleisanlagen (12,0 ha)
5. Areal Gleisanlagen, Bahnsteige sowie ehemalige Verwaltungs- und
Betriebsgebäude der DB AG (10,3 ha)
6. Areal HBF Ostausgang (3,5 ha)

Da die Gleisanlagenflächen der DB AG im Planungsgebiet überwiegen und diese nahezu als versiegelungsfrei anzusehen sind, ergibt sich ein gemittelter Versiegelungsgrad von 29 % sowie ein mittlerer Abflussbeiwert von 0,428.
In Abbildung 2.9 sind die ermittelten Versiegelungsgrade zu den einzelnen Teilgebieten dargestellt. In der Anlage 2-10 sind die Ergebnisse der einzelnen Teilgebiete weiter aufgeschlüsselt und erläutert.

2.10.2 Abwasseraufkommen im Planungsgebiet (Bestand)

Für die Abschätzung des Abwasseraufkommens wurden die Teilgebiete auf deren unterschiedliche Nutzungen und daraus resultierenden Abwassermengen respektive Trockenwetterabfluss Qt untersucht (Anlage 2-10). Zur Berechnung des Regenabflusses Qr wurde die Niederschlagsspende im Planungsgebiet mit 200 l/(s ha) angesetzt. Die durchschnittliche Niederschlagshöhe beträgt 550 mm/a.

Aus den Abschätzungen ergaben sich die in Abbildung 2.10 Trockenwetter- und Regenabflussmengen der Teilgebiete dargestellten Ergebnisse:

Es wird deutlich, dass die Menge an Regenwasserabfluss Qr bei weitem die Menge des Trockenwetterabflusses Qt übersteigt. Der große Anteil an Oberflächenwasser, der nicht (Dachflächen) bzw. gering behandlungsbedürftig (Verkehrsflächen) ist, belastet nur die Kläranlagen und führt zu überdimensionierten Kanalsystemen sowie Kläranlagen.

Somit sollte ein Entwässerungskonzept den Vorgaben einer dezentralen Regenwasserentsorgung Rechnung tragen.

2.10.3 Leistungsfähigkeit der vorhandenen Kanalisation

Im gesamten Untersuchungsgebiet ist das Mischkanalsystem vorzufinden. Anhand des Kanalplanes des Tiefbauamtes der Stadt Ludwigshafen wurden die vorhandenen Kanaldurchmesser und Hauptsammler im Planungsgebiet identifiziert. Die Fließrichtung des Kanalsystems ist nord-östlich orientiert.

In Höhe des BRN Betriebshofes führt ein Hauptsammler DN 2000 von Westen (Wohnquartier West) über den HBF mit DN 2500 (unterbrochen durch ein Teilstück mit zwei Kanälen S 1500 und ein Teilstück DN 2200) nach Nord-Osten (Stadtteil Westend).

Von Süden (HBF Osteingang) führt ein Hauptsammler DN 2200 zum HBF und leitet dort seine Abwässer in den Sammler DN 2500 ein.

Die anzutreffenden Kanaldurchmesser der Schmutzwasserkanäle auf dem Gebiet des Bahnhofsvorplatzes sowie des westlichen Planungsgebietes liegen zwischen DN 300 und DN 600.

Die Hauptsammler sind in Anlage 3-17 sowie das bestehende Kanalnetz im Entwässerungsplan Anlage 4-22 dargestellt.

Nach Rücksprache mit der Stadt Ludwigshafen durch das Institut für Siedlungswasserwirtschaft, kann die Kanalisation als voll ausgelastet angesehen werden. Durch die Überplanung des Planungsgebiets, sollten max. 20 % des anfallenden Oberflächenwassers in die Kanalisation eingeleitet werden. Das bedeutet, dass 80 % durch gezielte Maßnahmen vor Ort entsorgt (dezentrale Regenwasserentsorgung) werden sollten.

2.10.4 Ableitungsalternativen im Planungsgebiet

Um die gegenwärtige Kanalisation zu entlasten und der Anforderung gerecht zu werden, max. 20 % des anfallenden Regenabflusses in die Kanalisation einzuleiten, stehen einige Alternativen zur Regenwasserentsorgung zur Verfügung. Im gesamten Planungsgebiet und der näheren Nachbarschaft sind keine Oberflächengewässer (Vorfluter) vorhanden. Somit steht nur das Grundwasser als Vorflut zur Verfügung. In Anlage 2-11 sind die infragekommenden Ableitungsalternativen sowie Freiflächen zur Regenwasserbehandlung bzw. -entsorgung (Versickerung/Verdunstung) hervorgehoben.

2.10.5 Grundwasser

Der langjährige Grundwasserspiegel in Ludwigshafen liegt im Durchschnitt bei 88,50 m ü. N.N. bei einer mittleren Geländehöhe von 92,80 m ü. N.N. im ganzen Planungsgebiet (Anlage 2-12), somit im Mittel ca. 4,30 m unter Geländeoberkante (GOK). Das Planungsgebiet befindet sich außerhalb von Einzugsgebieten zur Trinkwassergewinnung.
Bezüglich der vorhandenen Grundwasserneubildungsrate liegen keine genauen Daten vor. Die Einflüsse der zu erwartenden Versiegelung auf die Grundwasserneubildungsrate ist jedoch nicht zu quantifizieren.

2.10.6 Geologie und Bodenverhältnisse

Aus den Unterlagen der Kanalsanierung Westendviertel in Ludwigshafen ist ableitend für das Planungsgebiet eine Auffüllung mit Bauschutt (Ziegel, Betonresten, etc) bis zu einer Tiefe von 3,00 – 3,90 m unter GOK anzutreffen, darunter eine Sandschicht bis mind. 6,00 m unter GOK.

Der Durchlässigkeitsbeiwert der Aufschüttung liegt zwischen 4 - 5*10*E-03 m/s. Für die benötigten Flächen der Regenbehandlungsanlagen wird eine zusätzliche Bodenuntersuchung empfohlen (Anlage 2-13).

2.10.7 Altlasten

Im Bereich des Güterbahnhofes und der Gleisanlagen (Teilgebiete 3 und 4) muss mit Altlasten und zum Teil kontaminiertem Boden (z. B. Schmierfette) gerechnet werden. Zur Klärung des Altlastenverdachts sowie zur Einschätzung der in Frage kommenden Entsorgungswege werden Untersuchungen und Bewertungen auf Grundlage des Bundes-Bodenschutzgesetzes empfohlen.

Wie aus den Bodenuntersuchungen im Westendviertel (vgl. Abschnitt 2.10.6) hervor geht, ist bis in eine Tiefe von 3,00 – 3,90 m unter GOK eine Auffüllung mit Bauschutt (Ziegel, Betonresten, etc) anzutreffen. Diese Auffüllung stammt wohl aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges und ist somit besonders bezüglich toxikologischen Stoffen sowie Kampfmittel (Grundwassergefährdung) zu untersuchen.

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